Wer reißt hier noch was rum?
Filme, die handeln.
Dokumentarfilmprogramm für Kinder und Jugendliche

Im Rahmen des steirischen herbst 2012 findet bereits zum sechsten Mal das dokumentarische Filmprogramm doxs! für Kinder und Jugendliche statt und zeigt – mit Bezug auf das Leitmotiv des Festivals – Filme, die Themen, Probleme, aber auch die Bildsprache und Ästhetik von Kindern und Jugendlichen aufgreifen. Ziel des Programms ist, dokumentarische Filmkulturen als relevante Erzählstrategien im Bereich zeitgenössischen Films zu vermitteln und an der Etablierung von alternativen Kompetenzen für den kritischen, reflektierten, sachkundigen und selbstbestimmten Umgang mit dem Medium Film zu arbeiten. Auch hier mischt sich der steirische herbst als disziplinenübergreifendes Festival nicht nur in aktuelle künstlerische Debatten, sondern auch in aktuelle Vermittlungsstrategien im Medienbereich ein.

Filmprogramm
05/09 - 28/09
Camp: Black Cube

Wie kein anderes filmische Genre saß der Dokumentarfilm von jeher zwischen den Stühlen. Sah er sich einerseits dazu aufgefordert, die Wirklichkeit unauffällig zu beobachten und nicht in das Geschehen einzugreifen, wurde das dokumentarische Arbeiten andererseits in die Pflicht genommen, die Welt zu retten, anstatt sie nur zu beschreiben. Ob als Propaganda, Agitprop oder Bewegungsvideo – eine andere Welt durch Dokumentarfilm schien möglich. Löst man den Dokumentarfilm aus dem repräsentativen Geflecht „wahrer oder falscher Weltdarstellung“ zugunsten einer Perspektive, die auf verschiedenen Ebenen mit der Wirklichkeit interagiert, wird deutlich: „Auch die dokumentarische Praxis ist immer schon eine Handlung. Sie ist eben kein automatisches Abbild einer Realität. Nicht mal eine Wetter-Webcam ist das.“ (Hito Steyerl im Gespräch mit Reinhard Braun, Camera Austria 2011) Das Filmprogramm „Wer reißt hier noch was rum?“ präsentiert dokumentarische Filme, die in diesem Sinn soziales und politisches Handeln aus der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen thematisieren: Filme mit ökologischen Handlungsanweisungen („Zukunft“), über demokratische Selbstbestimmung („The game must go on“) oder das zweischneidig formulierte Recht auf Freizeit („Rentner und Studenten“). Es werden sowohl konkrete Handlungsmodelle sozialer Intervention („Once upon a hill“) und individuelle Strategien zur Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Problemen („One way – a Tuareg Journey") gezeigt als auch der alltägliche Umgang junger Menschen mit sozialer Distinktion untersucht („Pandore“). Zwischen Darstellung und Intervention verhandeln die Filme künstlerisch-politische Strategien des Dokumentarfilms und eröffnen Handlungsspielräume und Anregungen für das eigene soziale und politische Tun.