Der Standard - 14.09.2012

Frühstück mit Profi-Hausbesetzern



Mit Hausbesetzungen macht die französische Gruppe Jeudi Noir auf soziale Ungerechtigkeiten am Wohnungsmarkt aufmerksam. Die Mitglieder sind Partymacher, Maklerschreck und vor allem politische Aktivisten. Um gegen die horrenden Mietpreise am Pariser Wohnungsmarkt vorzugehen, haben sie sich spezielle Methoden überlegt. Eine ist es, in Kostümen in Wohnungen zu stürmen, die zur Besichtigung ausgeschrieben sind, und zu feiern - bis die Polizei kommt.

Nicht nur die Weltwirtschaftskrise von 1929 nahm an einem Donnerstag ihren Anfang, an diesem Wochentag erscheint auch eine Immobilienzeitung in Frankreich, in der überteuerte Mietobjekte in Paris angepriesen werden. Eigentümer und Makler halten die Unterkünfte so lange zurück, bis sich ein zahlungswilliger Mieter findet. Studierende und junge Berufstätige bleiben auf der Strecke.

Betroffene gründeten daher die Aktivistengruppe Jeudi Noir (Schwarzer Donnerstag) und erregen seit einigen Jahren mit ihren Flashmobs die Aufmerksamkeit der Medien. Die Teilnahme an einer Kunstinstitution wie dem Steirischen Herbst ist für sie ungewöhnlich. Die Veranstaltungen, zu deren Teilnahme die Aktivisten einladen, sind es allerdings auch. In Tactic Talk im Camp (21. 9., 23.00) nutzen sie soziale Netzwerke, um zum ≥sozialen Ungehorsam„ aufzurufen. In einem Workshop (24. 9.) kann das Publikum von den Hausbesetzer-Profis lernen. Beim Stadtrundgang Daybreak into the city (23. 9., 5.00) mit dem Theater im Bahnhof kann man Jeudi Noir zum Frühstück im Morgengrauen begleiten. (ewe)

Bild: Jeudi Noir feiern, bis die Polizei kommt: Protest gegen von Maklern produzierte Wohnungsnot in Paris. Foto: Jeudi Noir


ELISA WEINGARTNER
wukonig.com