Der Standard - 14.09.2012

Der Revolutionsberater



Srdja Popovi? hat äußerlich nichts von einem Revoluzzer, eher etwas von einem Unternehmensberater. Er sieht aus wie ein Geschäftsmann und das ist der 38-jährige Serbe irgendwie auch. Das Produkt, das der frühere Biologiestudent vertreibt, heißt Revolution. Popovi? weiß wovon er spricht, wenn er seine Kunden überzeugen will: Er war 2000 als Gründer der Widerstandsbewegung Otpor maßgeblich am Sturz Slobodan Milosevics beteiligt und beeinflusste auch die orangene Revolution in der Ukraine und jene in Georgien.

Seither bietet er Crashkurse in gewaltfreiem Widerstand in aller Welt an. Das von ihm mitverfasste, 2010 erschienene Buch 50 entscheidende Punkte für den gewaltlosen Kampf ist in der arabischen Welt ein Renner, Popovi? selbst war auch Mentor der Revolutionen in Ägypten und Tunesien. In dem übersichtlich gegliederten Handbuch werden einerseits organisatorische Fragen beantwortet, etwa, wie man Leute für einen Aufstand rekrutiert und trainiert. Aber auch Punkte wie die Überwindung von Angst vor dem System werden wie ein Rezept für Großmutters perfekten Gugelhupf abgehandelt. Klar und verständlich für jeden, denn wenn es Zeit für den Sturz eines Diktators ist, muss das oft rasch gehen.

Auch beim Steirischen Herbst kann man von Popovi?, Mitbegründer und Direktor von Canvas, dem Zentrum für angewandte und gewaltfreie Aktionen und Strategien in Belgrad, lernen: Am 21. 9. bei einem Vortrag und am 22.9 bei einem Workshop im Camp. Man weiß ja nie, ob man das Wissen nicht noch mal brauchen wird. (cms)

Bild: Srdja Popovi? mit seinem Handbuch, das 50 Punkte für Revolten auflistet: Bestseller in Nordafrika. Foto: Canvas



COLETTE M. SCHMIDT
wukonig.com