Kurier - 16.09.2012

Politische Kunst im Grazer Marathoncamp



steirischer herbst - Der arabische Frühling trifft den steirischen herbst: Das am kommenden Freitag startende Grazer Festival stellt nach den Revolutionen in Nordafrika die Frage, wie politisch Kunst sein kann - oder muss.

Den Auftakt macht ein Marathon-Camp, in dem eine Woche lang über 200 Künstler, Aktivisten und Theoretiker aus aller Welt über Politik und Kunst diskutieren, vortragen, arbeiten. 170 Stunden nonstop: "Truth is concrete" ("die Wahrheit ist konkret", so das Motto des Marathons) ist rund um die Uhr zugänglich.

Engagierte Kunst

"In den vielen Gesprächen bei unseren Recherchen an Orten, in denen Gesellschaft in Bewegung geraten ist, zeigte sich schnell, dass Künstler überall und von Anfang an maßgeblich beteiligt waren", sagte Festival-Leiterin Veronica Kaup-Hasler. "Aber es zeigte sich auch, dass die Frage, welche Rolle die Kunst selbst dabei spielt, weitaus schwieriger ist: Die Frage, ob es eine Kunst geben kann und soll, die nicht nur beobachtet, kommentiert und dokumentiert, sondern sich ganz konkret engagiert."

In dieselbe thematische Kerbe schlägt auch die zentrale Ausstellung: Die von Zbynek Baladran und Vit Havranek konzipierte Schau setzt sich mit gesellschaftlichen Veränderungen durch "Adaptation" - so der Titel - auseinander. Sie wird gleichzeitig mit dem Camp eröffnet, während alle weitere Ausstellungen erst ab dem zweiten Festival-Wochenende zu sehen sein werden.

Verschweigen

Im Bereich Theater und Performance zeigt u. a. das Moskauer Teatr.doc in "1 hour 18 minutes", was der russischen Öffentlichkeit gezielt verschwiegen wird (ab 29. 9.). Rabin Mroue und Lina Saneh rekonstruieren in ihrer semidokumentarischen Performance "33 rounds and few seconds" den Selbstmord eines jungen Libanesen (ab 28. 9.). Und die New Yorkerin Jean Lee wirft in ihrer "Untitled Feminist Show" einen Blick auf den Feminismus in Amerika (ab 11. 10.).

Den Abschluss des Festivals bildet am 12. und 13. Oktober die Produktion "When the mountain changed its clothing" des deutschen Musiktheaterregisseurs Heiner Goebbels.


wukonig.com