Der Standard - 14.09.2012

"Nicht interessiert, einen Konsens zu kreieren"



Die israelische Gruppe ≥Public Movement„ setzt sich in ihrem Projekt ≥Rebranding European Muslims„ im Rahmen einer Gala mit der Beziehung zwischen Europa und den Muslimen auseinander.

≥Branding„, die Entwicklung einer Marke durch Brandingstrategen und PR-Maßnahmen, ist eine Methode, derer sich heute ganze Staaten bedienen. Die israelische Künstlerin Dana Yahalomi, Leiterin der Performance- und Research-Gruppe ≥Public Movement„, nahm den Begriff auf, um ihn für ein neues Projekt in einen experimentell-künstlerischen Rahmen zu setzen: Die Anerkennung des Islam als offizielle Religion in Österreich, die sich heuer zum 100. Mal jährt, war der Anlass für Public Movement, sich mit Rebranding European Muslims der aktuellen Situation von Muslimen in Europa zu widmen.

Eleganter Auftakt des Projekts ist eine Gala im Rahmen des Steirischen Herbstes. Drei Brandingagenturen bzw. -strategen aus Österreich, Schweden und den Niederlanden, die Yahalomi für das Projekt engagiert hat, werden ihre Vorschläge für eine Kampagne zum Thema ≥Rebranding European Muslims„ präsentieren. Mittels Publikumsabstimmung wird eine Siegeridee ermittelt, mit welcher Public Movement in Zukunft weiterarbeiten wird.

Im Gegensatz zum klassischen Branding steht in dieser künstlerischen Version das Rebranding, der Aufbruch des Status quo im Zentrum, wie Yahalomi erklärt: ≥Die Redefinition der Beziehung zu Muslimen ist in Europa gerade ein sehr aktuelles Thema. Ich möchte eine Arena kreieren, in der die verschiedenen Definitionen Anregungen bekommen. Es geht nicht darum, eine Position einzunehmen, sondern die Positionen zu erweitern, die wir haben.„

Als produktives Element betont die Künstlerin besonders den Gegensatz. Im Rahmen der Gala wird dieser sich neben den Rebranding-Ideen in den Reden der geladenen Persönlichkeiten aus Politik, Diplomatie und Wissenschaft - darunter Omar Al-Rawi und Muhammad Asad - ausdrücken. Yahalomi: ≥Ich bin nicht daran interessiert, einen Konsens zu kreieren. Es ist nicht das Ziel der Gala, dass jeder einem Ideal zustimmt, sondern, die agonistischen Beziehungen auf die Bühne zu bringen und im Mittelpunkt stehen zu lassen, ohne jemanden abzuweisen.„

Die Moderation des Abends übernimmt der israelische Diplomat Avi Primor. Für Yahalomi, die in der Rolle der Organisatorin nicht auf die Bühne kommen will, ≥der perfekte Repräsentant, da der Fokus seiner Arbeit auf dem Meeting-Point zwischen Europa und dem Mittleren Osten lag.„ Eingebettet werden die Präsentationen, die Abstimmung und die Ansprachen in einen Abend mit Dinner, Bauchtanz, Musik und Konzerten.

Gala, 28.9., Helmut-List-Halle.



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