Kleine Zeitung - 30.09.2012

Offenheit und Distanz



Das Experiment ist beendet: Für das mutige Mammutprojekt des 7 Tage/24 Stunden-Marathon-Camps hat sich der steirische herbst heuer eine Woche lang den gesellschaftlichen Umbrüchen sowie den daraus resultierenden Protestbewegungen gewidmet und die Frage aufgeworfen: Was nun? Kann die Kunst Alternativen zum Ist-Zustand aufzeigen? Welche künstlerischen Strategien könnten Politik verändern?

Dafür hat das Festival einen einmaligen Diskurs-Raum für 200 geladene Künstler, 100 Stipendiaten und das Publikum geöffnet. Ein Anspruch des Versuchslabors: die vielen ≥und„ zu verknüpfen ˆ zwischen Kunst und Politik, Kunst und Aktivismus, Globalität und Lokalität, Theorie und Praxis.

Ist die Verknüpfung geglückt? Ja. Das Tempo, in dem der freie Diskurs-Raum von unterschiedlichsten Menschen nicht nur bespielt, sondern besetzt worden ist, war atemberaubend und für Außenstehende (oder erst später Hinzukommende) nicht immer durchdringbar. Aber: Eine Woche dauert auch nicht ewig, wenn man auf der Suche nach Konkretem ist. Das wurde dann auch geortet. Einzelne Teilnehmer aus dem Camp haben sich bei der KiG!-Veranstaltung des Barcamping ein paar Ecken weiter zusammengetan und eine Protestaktion an verschiedenen Orten in Graz beschlossen. Motto: ≥Action is concrete.„ Es war ˆ anders als diese Zeitung und andere Medien berichteten ˆ keine offizielle Aktion der KiG!

Warum sich der steirische herbst aber von dem Protest distanziert hat, der im Camp seinen Ausgang genommen hatte, bleibt unverständlich. Schließlich ist es keine Überraschung, dass die Suche nach Konkretem auch zu Ergebnissen führt.


JULIA SCHAFFERHOFER
wukonig.com