orf.at - 12.06.2012

„steirischer herbst 2012“: Programm steht



Laut Intendantin Veronica Kaup-Hasler werde der Auftakt heuer „formal und örtlich“ ganz anders als gewohnt verlaufen. Dieser „steirische herbst“ könne laut Kaup-Hasler und dem leitenden Dramaturgen Florian Malzacher gar nicht vorbei an den politischen Entwicklungen und Umwälzungen in vielen arabischen Ländern, an der von den USA ausgehenden Occupy-Bewegung sowie den finanziellen Krisen in Europa.

Künstler seien „in diesem Rausch von Ereignissen“ überall und von Anfang an maßgeblich beteiligt gewesen. Deshalb gehe man im heurigen Festival auf die Suche nach künstlerischen Strategien in der Politik und nach politischen Strategien in der Kunst.

Kunst als Kriminalitätsprävention

Im rund um die Uhr bespielten Marathon-Camp sind rund 150 Künstler, Aktivisten und Wissenschaftler engagiert. Unter ihnen ist auch Antanas Mockus, Philosoph und ehemaliger Bürgermeister der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Dieser hatte mit unkonventionellen Methoden das Selbstbewusstsein der Bürger gestärkt und die „neue Bürgerkultur“ zum Motor für sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt gemacht. Einer der Folgen war ein drastischer Rückgang der Kriminalitätsrate in der einstigen Verbrechenshochburg. Weiters ist Srd Popovic von der Anti-Milosevic-Bewegung „Odpor!“ zugegen, deren Strategien der iranischen Bürgerbewegung als Vorbild dienen.

Grazer Haushalte werden mobilisiert

Wieder stark eingebunden sind auch die Grazer Kultur-Institutionen: „Absolute Democracy“, kuratiert von Carlos Motta und Oliver Ressler im Rotor-Zentrum untersucht das Konzept von Demokratie. Das Forum Stadtpark, mit dem Projekt „Post“, lädt Literaten und bildende Künstler ein, den Kunstraum zu verlassen und mittels einer Agitprop-Postsendung alle Grazer Haushalte nicht nur zu erreichen, sondern auch zu mobilisieren. Die argentinischen Künstleraktivisten Iconoclasistas entwickeln in der ESC im LABOR eine neue Kartografie von Graz.

Fünf ehemalige Balletttänzer begründen im Stück „Come Back“ der österreichischen Performerin Doris Uhlich selbstironisch ihre eigene revolutionäre Bewegung. In das Konzept von Uhlich werden heuer auch „20 theateraffine Mitarbeiter“ des Hauptsponsors Steiermärkische Sparkasse mit einbezogen.

„herbst“-Ausstellung und „musikprotokoll“

Die diesjährige „herbst“-Ausstellung wird von den Pragern Zbynek Baladran und Vit Havranek gestaltet, die in Zusammenarbeit mit den Camp-Künstlern in der Galerie Zimmermann Kratochwill sowohl Form, als auch den thematischen Schwerpunkt entwickeln.

Im „musikprotokoll“ 2012 werden Arbeiten von unter anderem dieb13, Anke Eckardt, Boris Hegenbart, Yukiko Watanabe, Trapist und anderen aufgeführt. Außerdem gibt es einige Live-Konzerte, etwa von Pal Moddi Knutsen alias Moddi aus Norwegen, von den beiden Elektronik-Pionieren Terre Thaemlitz und Franz Pomassl, oder von „The Kominas“, die prominenter Teil der Islam-Punk-Bewegung sind.

Kulturhauptstadt Maribor gestaltet Abschluss

Den Abschluss findet der „herbst“ dann mit einem Brückenschlag der ehemaligen Kulturhauptstadt Graz 2003 zur aktuellen Kulturhauptstadt Europas, Maribor: Die 40 jungen Sängerinnen des Vocal Theatre Carmina Slovenica haben mit Komponist und Regisseur Heiner Goebbels „when the mountain changed its clothing“ für zwei Abende in der Helmut List-Halle entwickelt.

wukonig.com