Das Festival-Camp des "steirischen herbst" hat seinen Betrieb aufgenommen. In der kommenden Woche bietet es unter dem Motto "Truth is Concrete" rund um die Uhr Programm. Diskussionen, Vorträge, Performances und vieles mehr warten auf ein Publikum, das bereit ist, sich auf eine Ausnahmesituation einzulassen. Hier geht es primär um das, was Kunst heute alles kann.

Prager Kuratoren/Künstler: Zbyn?k Baladrán und Vit Havránek

Rund um die Uhr im Dienst: die Waschräume im Hof des Camps.

"herbst"-Bar in der Thalia: Erinnerungen an gute, alte Zeiten inklusive ?

? "herbst"-Intendantin Veronika Kaup-Hasler erkundet das aus Versatzstücken gebaute Interieur des Festival-Camps.

Arbeiten, Diskutieren, Spaßhaben: das 24/7-Camp im "herbst"

Das Verhältnis von Kunst und Politik ist das große Thema, das der "herbst" nicht erst seit diesem Jahr erforscht. Die Ausstellung "Adaptation" im ersten Stock des Camp-Bereichs Zimmermann Kratochwill vereint Arbeiten von acht Künstlern, die diese Fragestellung eng mit den persönlichen Biografien verknüpfen. Eindrucksvoll gelingt dies Babi Badalov mit seinen an ein Fresko erinnernden Schriften an der Wand, wo er sich als Künstler ebenso zu definieren versucht, wie die Politik, die den in Aserbaidschan Geborenen zum Flüchtling und Nomaden gemacht hat. So wie er nehmen auch alle anderen dieser von den Prager Künstler Zbyn?k Baladrán und Vit Havránek kuratierten Ausstellung Anleihen aus ihrer Geschichte. Hafiz aus Jakarta etwa bedient sich der Landschaftzeichnungen seines Vaters, der Ägypter Shady El Noshokaty untersucht hierarchische Strukturen zwischen Lehrer und Schüler, und die Rumänin Lia Perjovschi lädt in ihr "Knowledge Museum", das sich aus Mitbringseln aus diversen Museumsshops zusammensetzt.

Die Ausstellung folgt einen interessanten Konzept, das sich einem ohne Vermittlung jedoch kaum erschließt. Also unbedingt einen geführten Rundgang in Anspruch nehmen.

Weniger Anleitungen benötigt man für das übrige Programm im Camp. Schon der Auftakt am Freitagnachmittag war hochkarätig: Eine Performance vonMICHAELA REICHART"Forced Entertainment"-Kopf Tim Etchells mit Jerry Killick und eine Kunst/Business-Lecture von Gregory Sholette wurden von einem Graz-Schwerpunkt mit Vorträgen von Herwig Höller, Leo Kühberger und Michel Zinganel abgelöst. Für einen ersten musikalischen Höhepunkt sorgte das unkonventionelle Masala Brass Kollektiv. Weitere Performances, Lectures und ein Dialog zwischen dem ehemaligen Bürgermeister von Bogotá, Antanas Mockus, und der Kuratorin Joanna Warsza leiteten über zum nächtlichen "Tactic Talk", einen Hip Hop-Konzert mit Lexxus Légal und einem heißen afrikanischen DJ-Set, das schließlich in den frühmorgendlichen Stadtspaziergang (täglich um 5 Uhr) des Theater im Bahnhof mündete.

Einer der Höhepunkte im heutigen Programm ist übrigens der Tactic Talk mit den ukrainischen Feministinnen Femen, der um 9.30 Uhr im Black Cube beginnt.