- 30.09.2012

Fremdbestimmt, über denFreitod hinaus

steirischer herbst: ≥33 rounds and a few seconds„.



ERSTAUFFÜHRUNG

GRAZ. Jacques Brels ≥Le Dernier Repas„, übersetzbar mit ≥Das letzte Mahl„, füllt den Dom im Berg. Ein Büro ist auf der Bühne aufgebaut: Schreibtisch, Leinwand, allerlei Geräte wie Laptop, Fax, Drucker, Telefon, Anrufbeantworter. Es klingelt, rattert, vibriert, piept, ploppt. Es sind vertraute digitale oder fast verschwundene Geräusche wie das Fax. Nur der, zu dem das Büro und die Geräte gehören, fehlt. Er ist gegangen. Freiwillig.

In ihrem semidokumentarischen Stück ≥33 rounds and a few seconds„ (deutschsprachige Erstaufführung) erzählen die beiden Beiruter Theatermacher Rabih Mroué und Lina Saneh die Geschichte des libanesischen Aktivisten Diyaa Yamout, der Selbstmord verübt und diesen dokumentiert. Einzig formales und die Handlung vorantreibendes Mittel sind Facebook, SMS, Videos oder Stimmen auf dem Anrufbeantworter. Von allen Seiten wird der Tod gedeutet, der Verstorbene vereinnahmt. Sogenannte Freunde posten auf Facebook Meldungen zu dieser Aktion, Journalisten kommentieren die Tat, Freunde suchen ihn.

Die rein elektronische Komposition ist eine gute Idee, nur irgendwann abgelaufen und ermüdend. Schade. Braver Beifall.


33 rounds and few seconds.Von Rabih Mroué/Lina Saneh. Heute, Dom im Berg, 19.30 Uhr, Karten: Tel. (0 316) 871 871 11.

Bild: Kommunikation über einen Selbstmord WOLFGANG SILVERI


JULIA SCHAFFERHOFER
wukonig.com