GRAZ. Die Gleichgültigkeit ist kaum zu fassen. Dass er von Nokia zu Samsung gewechselt habe, beschäftigt den Arzthelfer. Es ginge sie nichts an, meint die Frau, die im Rettungswagen mitfuhr. Der Eid des Hippokrates? Der gelte längst nicht mehr, meint die Ärztin. Sie hat Pankreatitis diagnostiziert, den Untersuchungshäftling fesseln und alleine sterben lassen.

Eine Stunde und 18 Minuten verbrachte Sergei Leonidowitsch Magnitski ohne medizinische Versorgung auf dem Boden einer Isolationszelle, starb einen qualvollen Tod an den Folgen von Misshandlung und unterlassener Hilfeleistungen. Er hatte 2008 als Wirtschaftsprüfer einen Fall von Korruption in höchsten Kreisen aufgedeckt, sein Tod wurde weltweit zum Symbol für das korrumpierte Russland.

Was dort vertuscht wird, bringt das Moskauer Ensemble ≥Teatr.doc„ auf die Bühne, montiert Zeugenaussagen, Interviews und Zitate zu einem nüchternen Stück Dokumentar-Theater. Vor allem der Zynismus in den Aussagen schockiert. NINA MÜLLER

≥1 Hour 18 Minutes„. Russisch mit deutschen Übertiteln. Camp: Black Cube (Next Liberty/Thalia). Noch heute, 19.30 Uhr. Tel. (0 31 6) 81 60 70.

Bild: Nüchtern und schockierend STEIR. HERBST/SILVERI